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Die Höhensiedlung der späten Urnenfelderzeit am Kulm bei Trofaiach (Steiermark)

Ergebnisse der Grabungen 1997
von Gerald Fuchs mit Beiträgen von Michael Friedrich, Alfred Galik, Jörg Obereder, Hubert Preßlinger und Hans-Peter Stika

Abstract:

The Late Bronce Age hilltop settlement "Kulm bei Trofaiach":

The Kulm near Trofaiach is a prominent mountain (886 m a.s.l.) situated seven kilometers in the Northwest of Leoben, Upper Styria, Austria - the prehistoric settlement is situated on its top. The topography and the excavation results show that this was the central settlement of the Trofaiach basin and its hinterland during the latest phase of the Urnfeld Period and an important economic place. The context with copper mining and smelting is indicated by several finds (plate slag, rilled hammerstone, fragment of a crucible). But it seems that the place played even a major role for the supply of the copper mines, the smelteries and the mining settlements of the adjacent alpine mining area and for the exchange of metallurgical products, maybe this resulted in a direct control of the mines. These hypotheses have to be tested by further research together with the question of early iron metallurgy in the region.

An area of about three hectares on the mountain top is covered by an artificial terrace system to provide space for the houses, but no remains of a fortification are visible. Test excavations in 1997 indicate that the buildings were constructed as blockhouses. The abundant finds provide at the first time a good knowledge of the material culture of a prehistoric hilltop settlement in Upper Styria – it is confined to the latest phase of the Urnfield Period (Late Bronze Age, phase HaB3). The chronology is confirmed by radiocarbon data (Beta-116170, 116171). The occurence of several fragments of Laugen pottery is remarkable as the Kulm is one of the easternmost sites known - the typical Laugen type sites are spread over eastern Switzerland, Northern Tyrol (Austria), Southern Tyrol and the Trentino (Italy).

The analysis of plant remains by H.-P. Stika resulted in the evidence of a variety of cultivated plants with the cereals Triticum dicoccum, Panicum miliaceum, Hordeum vulgare, Triticum spelta, Setaria italica, Triticum aestivum/T. durum, Triticum monococcum and the pulses Vicia faba, Pisum sativum and Lens culinaris. It is supposed that Bromus secalinus was harvested together with the cereals. Samples of a burnt wooden beam could not be successfully dated by dendrochronological means, as M. Friedrich reports - the beam consists probably of Larix decidua Mill., but Picea abies Karsten cannot be excluded.

The investigation of faunal remains by A. Galik shows definitely that the domestic animals cattle (Bos taurus f. dom.), sheep/goat (Ovis ammon f. aries, Capra aegagrus f. hircus) and pig (sus scrofa f. dom.) were mainly used for food, whereas the horse (Equus ferus f. caballus) and wild animals, like Cervus elaphus, Bos primigenius and Ursus arctos played a minor role for this purpose.

The analysis of a plate slag by H. Preßlinger yielded data corresponding with finds from a few other prehistoric settlements according to their chemical and mineralogical parameters. Their smelting point is higher than that of the slags resulting from the smelting furnaces. It is supposed that some metallurgical work was carried out using installations that could produce temperatures higher than 1500° C, but the type of metallurgical process is still unknown.

The settlement of the latest Urnfield Period (HaB3) on the Kulm flourished for about one century and was abandoned about 750 BC. Probably the hillfort on the Häuselberg in Leoben (ca. 7 kms to the Southeast) overtook its function during the Hallstatt Period. In the context of the regional settlement history this sudden shift is poorly understood - in a broader frame these developments are observed at the end of the Urnfield Period in several parts of Central Europe.

 

Topografie

Der 886 m hohe Kulm liegt am Südrand des Trofaiacher Beckens (Abb. 1, 2) in den Gemeindegebieten von St. Peter-Freienstein und Trofaiach rund 7 km nordwestlich von Leoben. Verkehrsverbindungen sind nach Südosten entlang des Vordernberger Baches nach Leoben in das Murtal, nach Norden über den Präbichl in den Raum Eisenerz, nach Westen in das Liesingtal und nach Osten in das Laintal vorhanden. Die Höhensiedlung erstreckt sich im Gipfelbereich des Kulm auf ein Areal von etwa drei Hektar mit einer maximalen Ausdehnung in Richtung Nordwest-Südost von rund 260 m und einem Höhenunterschied von mehr als 50 m (Abb. 3). Urnenfelderzeitliche Siedlungsschichten wurden bei Bauarbeiten auch ca. 110 Höhenmeter unterhalb des Gipfels am südwestlichen Hangfuß des Kulm festgestellt. Die künstlich angelegten Siedlungsterrassen sind vor allem am Nordwesthang sehr gut erhalten.

 

Forschungsgeschichte

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Lage des Kulm bei Trofaiach (roter Kreis).
Kartengrundlage: ÖK 1:200.000 (BEV).
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Bracher (1943) vermutete am Kulm eine mittelalterliche Fliehburg, wofür es aber keine Hinweise gibt; Gustav Hackl (1954) wies erstmals auf die künstlichen Terrassierungen hin und berichtete über Ergebnisse seiner Phosphatuntersuchungen, die teilweise stark erhöhte Werte zeigten. Grabungen des Landesmuseums Joanneums im Jahr 1978 sind unveröffentlicht geblieben. Die Bedeutung der vorgeschichtlichen Siedlung war vor Beginn der jüngsten Forschungen nicht genauer fassbar.

 

Ausgrabungen am Kulm

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Das Trofaiacher Becken mit dem
Kulm im Vordergrund, Luftbild.
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Auf Initiative von Wolfgang Seidl (damals Geschäftsführer im Verein Steirische Eisenstraße) und Franz Hirschmann (Obmann, Heimatmuseumsverein Trofaiach) konnten neue Forschungen in der Höhensiedlung am Kulm realisiert werden. Sie waren Teil des Drei-Länder-Projektes Eisenstraße 98, das auch aus EU-Mitteln gefördert wurde. Federführend war die Stadtgemeinde Trofaiach (Bürgermeister August Wagner, Stadtamtsvorstand Helmut Schrotthofer), auch die Gemeinde St. Peter-Freienstein (Bürgermeister Friedrich Kreisl) beteiligte sich zur Hälfte. Die Abwicklung erfolgte über den Verein Steirische Eisenstraße. Die Sondierungsgrabungen sind in der Zeit vom 30. Juni bis 22. Juli 1997 von der Fa. ARGIS Archäologie und Geodaten Service durchgeführt worden. Die geplante Weiterführung ist nicht zustande gekommen, doch sind schon in der ersten Phase interessante und teils unerwartete Ergebnisse erzielt worden.

 

Methodik

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Kulm bei Trofaiach, Detailplan.
Die Siedlungsterrassen sind als
gerasterte Flächen dargestellt
(Fa. ARGIS & Fa. Rinner, Graz).
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In zwei kleinen Testschnitten am Nordwesthang wurden die künstlichen Siedlungsterrassen untersucht. Die Sondierungen sollten Aufschlüsse über Stratigrafie, Befunde und Zeitstellung der Höhensiedlung erbringen. Durch die Anwendung der stratigrafischen Grabungsmethode konnte eine Vielzahl von Veränderungen und Befunden erfasst werden, die während einer relativ kurzen Zeitspanne erfolgt sind; zugleich ist dies der Schlüssel für die Analyse des Fundmaterials im Rahmen der Feinstratigrafie.

Die Dokumentation der Schichtoberflächen und der Grabungsprofile erfolgte zeichnerisch, durch eine Fotodokumentation und ein Grabungsprotokoll für die einzelnen stratigrafischen Einheiten. Zur Grabungsvermessung wurde ein elektronischer Tachymat Leica TC600 verwendet. Das Fundmaterial wurde nach Schichten getrennt aufgesammelt, wichtigere Fundstücke und alle Funde in den Schichtoberflächen dreidimensional eingemessen und einzeln entnommen. Zur Darstellung der Höhensiedlung (Abb. 3) mit der Geländesituation und der Lage der urnenfelderzeitlichen Siedlungsterrassen wurde eine Vermessung durchgeführt, deren Ergebnis in mehreren Planvarianten und dreidimensionalen Darstellungen vorliegt.

 

Grabungsbefunde

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Schnitt 1, Schichtoberfläche mit Brandschutt,
Keramik und dem Rillenschlägel in Fundlage.

In beiden Grabungsflächen sind künstlich angelegte Siedlungsterrassen angetroffen worden. In Schnitt 1, der nördlichen Grabungsfläche, war eine komplex aufgebaute Schichtfolge mit zwei verschiedenen Bauphasen festzustellen. Die ältesten Schichten, die der ersten Bauphase angehören, wurden nur in einem kleinen Teilbereich der Grabungsfläche angeschnitten (daher konnten auch keine zusammenhängenden Baubefunde erfasst werden) - dazu gehören geringe Spuren einer Feuerstelle und eine verziegelte Lehmplatte, die wahrscheinlich zu einer Herdstelle gehört.

In der jüngeren Phase ist eine neue Siedlungsterrasse angelegt worden, wobei mit dem hangseitig abgetragenen Material die ältere, etwas tiefer liegende Terrasse überschüttet worden ist. Es wurde ein Blockhaus errichtet, dessen Fortsetzung außerhalb der Grabungsfläche liegt. Die Schwellbalken waren hangseitig in den Boden eingetieft, von denen noch verkohlte Balkenreste erhalten waren - talseitig lagen sie auf dem Niveau der Planierschicht auf. Die Fugen der Blockwände waren mit Lehm verschmiert, der zum Teil in mehreren Lagen aufgetragen worden ist. Da ein Begehungshorizont im Inneren des Gebäudes fehlt, dürfte ein Bretterboden als Fußboden gedient haben. Das Gebäude ist durch Feuer zugrunde gegangen, wodurch eine 10 cm mächtige Brandschuttschicht und eine intensive ziegelrote Verfärbung des Untergrundes entstanden sind. Nach dem Brandereignis sind darüber weitere Siedlungsschichten abgelagert worden.

Die Befunde zeigen intensive bauliche Umgestaltungen, die innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes erfolgt sind. Der gute Erhaltungszustand der urnenfelderzeitlichen Siedlung ist auf den Umstand zurückzuführen, dass am Kulmgipfel später keine Besiedlung mehr erfolgt ist - im Gegensatz zu anderen Höhensiedlungen, wo dies oft der Fall ist.

 

Archäologisches Fundmaterial

Das Fundmaterial wurde von J. Obereder, Graz, bearbeitet. Die Keramik ist oft von guter Qualität und das Formenspektrum der Gefäßkeramik enthält fast alle von anderen Fundplätzen der Steiermark bekannten Typen der späten Urnenfelderzeit, wie einfache Schalen, Einzugschalen, Schüsseln, Töpfe und Kegelhalsgefäße, dagegen fehlen z.B. innenverzierte Schüsseln und Mondidole. Ein verziertes Kegelhalsgefäß mit zwei Ösenhenkeln (Abb. 5) erscheint im Material fremdartig und altertümlich. Die Form entspricht recht gut Typ D, Var. a oder b nach Lochner bzw. grob "Lausitzer Amphorenformen". Eine bauchige Schüssel mit Kragenrand erscheint sonst nur als unstratifizierter Fund vom Burgstallkogel.

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Verziertes Kegelhalsgefäß

Eine Anzahl von Fragmenten kann dem Typus Laugen B zugeordnet werden, u.a. Fragmente von Schneppenkannen (Abb. 6). Die Funde am Kulm sind durchaus überraschend, zählt der Fundort doch zu den östlichsten im Verbreitungsgebiet.

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Laugener Keramik.

Spinnwirtel, Tonspulen und Fragmente von Webstuhlgewichten belegen mehrfach die Erzeugung von Garn und Textilien am Kulm. Zu den im Vergleich zu anderen Höhensiedlungen zahlreichen Bronzefunden zählen ein Pfriem, eine mit Rillen verzierte Hülse, ein Riemendurchzug und etliche weitere Fragmente und geschmolzene Kügelchen. An Besonderheiten sind ein Rillenschlägel (Abb. 7), eine Silexpfeilspitze, ein Stück Plattenschlacke und ein Eisenfragment zu nennen.

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Rillenschlägel.

Chronologisch ist die jüngere Phase der Siedlung in eine Zeitstufe zu stellen, die je nach verwendeter Chronologie HaB3 bzw. dem "Übergangshorizont HaB3-HaC1" entspricht. Da der überwiegendste Teil der Funde jedoch als rein späturnenfelderzeitlich anzusprechen ist, und nur wenige Typen, wie z.B. verzierte Kragenrandschüsseln, Feinkeramik mit Punktmustern oder stempelverzierte Keramik typologisch nach HaC weisen, erscheint HaB3 zutreffender, zumal die Siedlung vor Beginn der eigentlichen Hallstattzeit aufgegeben wurde.

Die ältere Siedlungsphase ist stratigrafisch gesichert - aus diesen Schichten stammen jedoch kaum aussagekräftige Funde. Nach dem Gesamteindruck der unverzierten Keramik ist diese ebenfalls in HaB3 zu datieren, hallstattähnliche Formen fehlen ebenso wie ältere HaA bzw. HaB1-Funde. Das Eisenfragment aus einer der untersten Schichten (SE29) wäre vor HaB3 kaum denkbar. Relativchronologisch ist die jüngere Siedlungsphase am Kulm mit der Phase 2 der Siedlung am Burgstallkogel bei Kleinklein, die ältere mit Phase 1 nach Smolnik zu verbinden. Die jüngere Phase am Kulm ist in die 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts, die ältere Phase kurz vorher (um 800 bzw. 2. Hälfte 9.Jh.) zu datieren. Diese Ergebnisse werden durch zwei Radiokarbondaten bestätigt.

 

Radiokarbondaten

Die Analyse von zwei Proben aus Schnitt 1 am Radiokarbonlabor Beta Analytic Inc., Miami, USA, erbrachte folgende Ergebnisse:

Probe Nr. Beta-116170 (AMS-Datierung)

Verkohlte Ackerbohnen aus Schnitt 1, Schicht 4, (Fundnummer K131) ergaben ein konventionelles C14-Alter von 2510 ± 60 BP, das einem kalibrierten Datum (1 sigma) von cal BC 790 - 515 entspricht. Dieser Zeitraum lässt sich weiter eingrenzen; von den Schnittpunkten mit der Kalibrationskurve entspricht der Wert cal BC 765 sehr gut dem Alter, das nach der Beurteilung des archäologischen Fundmaterials zu erwarten ist (1. Hälfte 8. Jahrhundert vor Chr.).

Probe Nr. Beta-116171 (radiometrische Datierung)

Verkohlte Balkenreste aus Schnitt 1, stratigrafische Einheit SE 14, (Fundnummer K193) lieferten ein konventionelles C14-Alter von 2690 ± 70 BP; es entspricht einem kalibrierten (1 sigma) von cal BC 900 - 800. Der Schnittpunkt mit der Kalibrationskurve liegt bei cal BC 825. Unter Berücksichtigung des Alters des verwendeten Baumes fällt der Zeitpunkt für die Errichtung des Gebäudes ebenfalls in die 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts vor Chr., was der Zeitstellung der Keramik sehr gut entspricht.

 

Pflanzenreste

Die Untersuchung von Pflanzenresten durch H.-P. Stika (Universität Hohenheim) erbrachte ein erstes Kulturpflanzenspektrum mit den Getreidearten Emmer (Triticum diococcum), Rispenhirse (Panicum miliaceum), Nacktgerste (Hordeum vulgare var. nudum), Dinkel (Triticum spelta), Kolbenhirse (Setaria italica), freidreschender Weizen (Triticum aestivum/T. durum) und Einkorn (Triticum monococcum) sowie den Hülsenfrüchten Ackerbohne (Vicia faba), Linse (Lens culinaris) und Erbse (Pisum sativum). Der verkohlte Getreidevorrat von Emmer, der einen hohen Anteil an Roggen-Trespe (Bromus secalinus) aber fast keine weiteren Ackerunkräuter enthält, weist möglicherweise auf die Verwendung als Beigetreide hin. Während für das Frühneolithikum am Niederrhein die Roggen-Trespe bereits seit längerem als genutztes Beigetreide angesehen wird, wäre diese Beobachtung für den alpinen Raum in der Urnenfelderzeit neu. Die Wichtigkeit der Ackerbohne wird durch den Vorratsfund vom Kulm unterstrichen. Die sommerwarmen Lagen mit langer Vegetationsperiode auf kalk- und nährstoffreichen Ausgangssubstraten stellen im inneralpinen Gebiet bis in größere Höhenlage günstige Bedingungen für einen Sommeranbau dar.

Der Versuch einer Jahrring-Datierung des verkohlen Holzbalkens aus Schnitt 1 durch M. Friedrich (Universität Hohenheim) erbrachte kein Ergebnis, da zu wenige Jahresringe erhalten waren. Es dürfte sich um Lärchenholz (Larix decidua) handeln, Fichte (Picea abies) ist jedoch nicht ganz auszuschließen.

 

Tierreste

Die Knochenreste aus der Grabung sind Abfälle, die im Siedlungsbereich entsorgt worden sind. Nach den Untersuchungen von A. Galik (Universität Wien) waren die Haustiere besonders wichtig; es wurden hauptsächlich Rind (Bos taurus f. dom.), Schaf/Ziege (Ovis ammon f. aries, Capra aegagrus f. hircus) und Schwein (Sus scrofa f. dom.) geschlachtet und gegessen. Pferde (Equus ferus f. caballus) spielten für den Verzehr eine nur untergeordnete Rolle. Das Todesalter der Tiere entspricht dem Sterbealter von Schlachtvieh, da jüngere Tiere zum Verzehr üblicherweise bevorzugt werden. Die Jagd nach Wildtieren spielte eine untergeordnete Rolle, sie wurde aber dennoch mit einer gewissen Intensität betrieben. Der Hirsch (Cervus elaphus L.) dürfte wohl häufiger als der Bär (Ursus arctos L.) bejagt worden sein. Vereinzelt treten auch immer wieder Knochen vom Ur (Bos primigenius) in vergleichbar alten Fundstellen auf.

 

Metallurgie

Die Untersuchung einer Schlacke aus Schnitt 1, Schicht SE23 (Fundnummer K280) durch H. Preßlinger ergab, dass sie eindeutig dem Typus "urzeitliche Plattenschlacke" zuzuordnen ist. Ein Vergleich der Plattenschlacke vom Kulm mit solchen aus den Höhensiedlungen am Kaiserköpperl bei Rottenmann und vom Burgstallkogel bei Großklein zeigt eine gute Übereinstimmung in der chemischen Zusammensetzung und mineralogischen Struktur. Der Schmelzpunkt der Plattenschlacke vom Kulm ist mit 1420°C etwas niedriger als der der Plattenschlacke vom Kaiserköpperl mit 1460°C. Beide sind aber sehr hoch im Vergleich zu den Laufschlacken der Schachtöfen mit Schmelzpunkten von weniger als 1300°C.

Der Fund bestätigt, dass in der Höhensiedlung am Kulm metallurgische Arbeit verrichtet und metallurgische Aggregate verwendet wurden, die ein Aufschmelzen des Metalls und der Schlacke auf Temperaturen über 1500°C erlaubten. In welchem Arbeitsschritt die Plattenschlacke angefallen ist, kannderzeit noch nicht beantwortet werden.

 

Der Kulm als Siedlungszentrum der späten Urnenfelderzeit

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Abb.8: Kulm bei Trofaiach.

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Abb. 9: Häuselberg in Leoben, Luftbild.

Nach der topografischen Situation und den Ergebnissen der Grabungsauswertung war die Höhensiedlung am Kulm ein wichtiges regionales Siedlungszentrum für das Trofaiacher Becken und sein Umland. Zugleich war sie auch ein wirtschaftliches Zentrum: Die Anbauflächen für Getreide standen unweit der Siedlung zur Verfügung, ebenso wie Weiden für die Haustiere. Es ist wahrscheinlich, dass damit nicht nur die Höhensiedlung, sondern auch die Bergbausiedlungen der nördlich angrenzenden Grauwackenzone versorgt worden sind.

Der Zusammenhang mit Kupferbergbau und Verhüttung ist durch einige Funde zu belegen (Plattenschlacke, Rillenschlägel (Abb. 7), Gusslöffel?fragment, Häufigkeit der Metallfunde). Es ist aber auch zu vermuten, dass die Bewohner der Siedlung am Kulm zumindest Handel mit Halbfertigprodukten betrieben und dies die eigentliche Grundlage ihres Wohlstandes war. Die Frage, ob auch Eisenerz gewonnen und verhüttet worden ist, bleibt vorerst offen. Unmittelbar im Bereich des Kulm gibt es jedenfalls limonitische Eisenerzvorkommen, die noch im 19. Jahrhundert abgebaut worden sind.

Die Höhensiedlung am Kulm wurde um die Mitte des 9. Jahrhunderts oder knapp danach angelegt, sie bestand rund 100 Jahre lang und ihr Ende fällt mit dem Beginn der Hallstattzeit um 750 vor Chr. zusammen. In der Blütezeit lebten hier ungefähr 300 ist 350 Bewohner. Die Siedlung war auch ein prosperierendes wirtschaftliches Zentrum der späten Urnenfelderzeit mit weit reichenden Kontakten. In der Hallstattzeit blieb der Berg unbesiedelt - es ist wahrscheinlich, dass die Zentralsiedlung der Region auf den Häuselberg in Leoben verlegt worden ist, woraus auf eine Ausweitung des Herrschaftsgebietes geschlossen werden könnte.

 

Literatur

  • Bracher Karl (1943): Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte Leobens und seiner Umgebung, Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark, 36, Graz, 29, 30.
  • Fuchs Gerald (1998): Die späturnenfelderzeitliche Höhensiedlung am Kulm bei Trofaiach (VB Leoben, Steiermark) - Ergebnisse der Grabungen 1997. Archäologie Österreichs, 9/2, Wien, 49 - 53.
  • Fuchs Gerald (Red., 2000): Die Höhensiedlung der späten Urnenfelderzeit am Kulm bei Trofaiach. Mit Beiträgen von Michael Friedrich, Alfred Galik, Jörg Obereder, Hubert Preßlinger und Hans-Peter Stika. Fundberichte aus Österreich, 38, 1999, Wien, 105 - 177.
  • Hackl Gustav (1954): Leuben und die Leubner, Obersteirische Volkszeitung, 67, (35), Leoben, 27. März 1954, 5.

Anschrift des Verfassers:

Dr. Gerald Fuchs, ARGIS Archäologie Service
A – 8114 Kleinstübing 56
Tel. +43-3127-28633
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